Da siehet sie die Dulderin
erwachen
Vom Schmerzensschlaf, darin
sie lang gelegen;
Der Augen Sterne, die sich
froh bewegen,
Scheint neu das Licht des
Himmels anzufachen.
Ein neues Leben regt sich in
der Schwachen,
Sie streckt die Arm ihr
liebevoll entgegen,
Genesen preiset sie des Herren
Segen,
Der sie gerettet aus des Todes
Rachen.
Und jene, die gesund ans Herz
sie drücket.
Die fürchtend schon sie sah
vom Tod erkalten,
Fühlt sich beruhigt nun und
hochbeglücket.
Auf ewig hat sie nun das Wort
erhalten;
Nichts ist, das ihrem Arm sie
mehr entrücket;
Denn laut gesprochen hat des
Herren Walten.
Sie sitzet an der Kranken
Lagerstätte,
Des matten Pulses Schläge
nachzuzählen,
Sieht traurig des gepreßten
Busens Qualen
Und fleht zum Himmel, daß er
sie errette.
Es wächst der
Schmerzensstunden lange Kette,
Bald wird ihr selbst die Kraft
und Hoffnung fehlen;
Doch tief im Busen will sies
stets verhehlen,
und weichet nicht von der
Geliebten Bette.
Ihr Ohr und Auge sind gespannt
und lauschen;
Und wie die Pulse stürmen oder
schleichen,
Des Atems Züge stärker, matter
rauschen,
Wie sich die Wangen röten oder
bleichen:
So muß sie wechselnd Furcht
und Hoffnung tauschen,
Und Schmerz und Freude, nach
den leisen Zeichen.